Geschichte
Die Holzhackersiedlung Karlstift liegt an den Ausläufern des Böhmerwaldes
in wunderschöner Lage.
Riesige Granitblöcke, interessante Opfersteine,
herrliche Nadelwälder und Bergrücken,
die über 1000 m ansteigen, geben der Gegend das Gepräge.
Der Beginn des geschichtlichen Hintergrundes ist sicher durch das Bestehen der alten Straße Weitra – Großpertholz – Schanz – Freistadt gegeben.
Wenn wir auch den genaueren Verlauf nicht mehr angeben können, so haben wir mit der „Thomaskapelle” und dem „Wirt im Wald” an der Schanz zwei Bezugspunkte. Mit großer Sicherheit führte sie über den Aichelberg vorbei an der Waldkapelle, die heute der Dreifaltigkeit geweiht ist, zur Schanz an der Dreiländerecke.
Der Fund einer römischen Münze in Karlstift ist sicher mehr als Zufall, denn als Beweisstück für eine frühe Besiedlung zu werten. Der Nordwald, „Silva Nortica” ist bereits 853 nachweisbar in einem Kampfbericht mit den Slawen erwähnt. Es war Ödland und der letzte Teil eines großen Waldgebietes, das in seiner Fläche Weitra – Rappottenstein – Reichenstein – Freistadt umfasste. Endlose Grenzstreitigkeiten mit der böhmischen Herrschaft Gratzen kennzeichnen lange den unsicheren Grenzverlauf. Die Kolonisierung erfolgte von der „kleinen Zwettl” her in Richtung Großpertholz, während die Kuenringer von Weitra her ihr Gebiet ausdehnten.
1248 Die Pfarre Oberkirchen reicht bis Pertholz und Weikertschlag. (St.Martin und Harmanschlag sind Kuenringerpfarren). Karlstift ist im Gebiet von Großpertholz.
1358 Großpertholz wird eigenständige Pfarre.
1649 Die Gräfin von Sprinzenstein verkauft die Güter, die sich nach Hartmann v. Landau in ihrem Besitz befinden an Carl v. Hackelberg. Als Grenze betrachtet die Herrschaft von Pertholz die Lainsitz und die „alte Straße” nach Freistadt.
1656 Setzung der Steinsäule an der Schanz. (Heute noch vorhanden).
1670 Gratzen versucht, den Einsiedelbach als Grenze auszugeben, und diese an die Straße von Karlstift heranzuschieben. Wieder Grenzstreitigkeiten.
1751 Anlässlich einer „Landesvisitation” der Herrschaft Pertholz kommt es in Stadlberg mit Gratzen zu Schlägerei mit Totschlag.
1837 „Vorläufige” Grenzziehung vereinbart, die in ungefähr der heutigen Staatsgrenze entspricht. (Provisorien sind in Österreich sehr haltbar).
1599 Auflassung der Glashütten in Frauenwies, Schönfeln (Schönfelderhof) und Brennerhof. Verlegung der Glashütte nach Reichenau.
1600 Inbetriebnahme der Reichenauer Glashütte.
1620 Kriegsvolk brennt die Glashütte ab; sie wird von Hartmann v. Landau wieder aufgebaut.
1685 Verlegung der Glashütte durch Carl v.Hackelberg. Erstmals der Name „Carlstüfft”.
1752 Die Glashütte in Carlstüfft wird aufgelassen und nach Ehrenreichsthal weiterverlegt. (Ehrenreich v. Hackelberg). Carlstüfft bleibt eine Holzhackersiedlung.
1764 In Stadlberg wird eine Glashütte errichtet. Gleichzeitig besteht eine Glashütte in Christinaberg.
1793 Verlegung der Glashütte von Christinaberg nach Hirschenstein.
1804 Gründung einer Glasfabrik in Hirschenstein.
Erzeugt wird: Tafelglas (Spiegelglas), Kristallglas, Rubinglas und schwarzes Opalglas (Hyalitglas). Letzteres war der "Hit" wie wir heute sagen würden. Leider ging das Rezept mit dem Tod des Glasmeisters verloren, was dann auch zum Ende der Fabrik führte.
1820 Es werden 12000 Stück Spiegel im "Judenmaß" (Händlermaß) 10" / 8" (= 30/24 cm) erzeugt. Daneben standen auch die Größen 108/30 cm und 48/30 cm im Programm. Wir finden in den alten Matriken den Beruf des „Tafelschneiders”.
1750 Ungefährer Beginn der Hinterglasmalerei
in Stadlberg, die über Buchers und Sandl dorthin gelangt. Die Stadlberger Bilder unterscheiden sich kaum von denen aus Buchers und Sandl. Die Familien: Benetti, Mosik, Ullreich und Goldmann betreiben diese Kunst als eine Fließband-Industrie, in der jeder seinen bestimmten Handgriff zu tun hat. Dadurch Stückzahlen in die Zehntausende. Händler bringen die Bilder in die ganze Monarchie.
1845 war das Ende der Hinterglasmalerei in Stadlberg.
1799 Beginn der Holztriftung
Rudolf v.Hackelberg kauft die von Fürst Schwarzenberg in Gemeinschaft mit dem Grafen Thurnheim und Fürstin Kinsky erbaute Holzschwemme an die Waldaist. In Orth a.d.Donau werden die Scheiter verladen und als Brennholz in Wien verkauft. Pro Jahr werden bis zu 15000 Festmeter Scheiter getriftet. Schwemmtermin ist meist die Karwoche, da nach der Schneeschmelze genug Wasser zur Verfügung stand. Vier Teiche sorgen für den Wasservorrat. Die letzte Triftung war 1953. Für Interessierte ist am Stierhübelteich das Triftmuseum, sowie ein kleiner Schwemmkanal errichtet worden.
1784 Errichtung der Pfarre Karlstift.
Im gleichen Jahr wird auch die Schule in Karlstift errichtet. Ebenerdig aus Holz.
Als das Gebäude mit der Zeit modrig und baufällig wird, wird
1853 Neubau der Schule als Stockhaus, aus Ziegel und Stein errichtet. (Heute noch neben der Post). Der Standort der Alten Schule ist nicht überliefert.
1880 Die Schule wird zweiklassig. Sie erreicht mit über 70 Schülern um die Jahrhundertwende einen Höhepunkt. Die Lehrer sind nur sehr lückenhaft bekannt.
1901 Durch eine Kommission erfolgt die Baubewilligung für die Schule in Stadlberg. Durch verschiedene Rekurse des Schulausschusses Karlstift verzögert sich der Bau.
1908 Wegen der schlechten Straßenverbindung im Winter wird in Karlstift eine Postablage eingerichtet. Buchers hat große Einbußen dadurch.
1910 Der Verein „Deutsche Heimat” errichtet das Hamerling-Denkmal.
1915 Die Schule Stadlberg kann endlich eröffnet werden.
1925 28.6. Gründungsfest der freiwilligen Feuerwehr Karlstift.
1932 In Karlstift wird ein „Stundenpostamt” in einem Zimmer im Gasthaus Krammer eingerichtet. Die Postablage befand sich im Gasthaus am Kirchenplatz („Alte Post”).
Erste Expedientin wird Frl. Amalia Götzinger (Schmidlechner).
Bis in die 30er Jahre war eine Seilbahn von Karlstift in die Säge Brennerhof
in Betrieb. Eine Holzbahn von Christinaberg nach Karlstift ging über die Planung nicht hinaus.
1939 Juli bis Oktober: Bau der Wasserleitung in Karlstift.
1942 7.2. Die Glocken werden abgenommen und abgeliefert.
1944 25.2. Erste Bombenabwürfe auf das Gebiet von Karlstift.
1945 19.11. Beginn des normalen Unterrichts in Karlstift.
1949 Die neue Turmuhr wird angeschafft, nachdem die alte über 100 Jahre in Betrieb war.
1954 Im Mai ist der Baubeginn des neuen Gemeindehauses auf dem Platz zwischen der Schule und dem Gasthaus.
1962 Die Schule in Stadlberg wird geschlossen. Die letzten 5 Schüler besuchen den Unterricht in Karlstift.
1970 1.1. Die Gemeinde Karlstift hört zu bestehen auf
und wird in die Marktgemeinde Großpertholz eingemeindet. Im gleichen Jahr wird auch die Schule im Ort geschlossen. Die Kinder kommen in die Zentralschule in Großpertholz.
1975 Ausbau der Naturparkeinrichtungen am Stierhübelteich und Hochmoor.